Sticky Navigation

Interview mit einer ehemaligen Zurück ins Arbeitsleben-Workshop-Teilnehmerin

Share This Post

Wir haben mit einer ehemaligen Teilnehmerin unseres „Zurück ins Arbeitsleben“-Workshops gesprochen, die wertvolle Erkenntnisse und Informationen aus dem Angebot gezogen habt. Danke für Deine Offenheit!

 

Warum hast Du Dich für die ZinsA-Workshops angemeldet?

In den ZinsA-Workshops habe ich zahlreiche Informationen zum Wiedereinstieg kompakt und gut aufbereitet zur Verfügung gestellt bekommen. Diese hätte ich mir sonst selber mühsam zusammensuchen müssen, was mich bei noch laufender Behandlung mit Sicherheit vollkommen überfordert hätte. Außerdem war es mir wichtig, mich möglichst schnell zu vernetzen und mich mit anderen Betroffenen auszutauschen, um nicht frustriert zu werden oder gar noch in eine Art Loch zu fallen. Denn mir war inzwischen klar, dass es eine nahtlose Rückkehr in mein altes Leben nicht geben würde, weder beruflich noch in anderen Bereichen.

Was war für Dich das Wichtigste, was Du aus den Workshops mitgenommen hast?

Das Allerwichtigste: ich bin mit meinen Problemen und Fragen nicht alleine! Zuerst einmal gibt es Krebsüberlebende (zuerst fand ich den Ausdruck etwas hart, aber mittlerweile doch sehr treffend!) die ihre Erfahrungen an Neuerkrankte weitergeben wollen und sehr viel Zeit, Energie, Wissen und Herzblut in die Entwicklung einer solchen Programmreihe stecken. Wenn man sich durch diese Erkrankung plötzlich in einer Art „Parallel-Universum“ wiederfindet, ist es unglaublich tröstlich und ermutigend, von Betroffenen zu hören, wie es trotzdem weitergehen kann.

Außerdem habe ich in den Kursen viele Teilnehmer*innen getroffen, die ihr Schicksal couragiert und aktiv angegangen sind und sich nicht unterkriegen lassen wollten, allen Hindernissen und Einschränkungen zum Trotz. Ihre Erfahrungswerte waren für mich sehr wichtig und helfen mir immer noch, wenn ich bestimmte Situationen in meinem eigenen Alltag bewältigen muss.

Fehlstarts gehören dazu          Foto: Eluj/Pixabay

Die fachlichen Informationen und Strategie-Tipps waren auch eine große Hilfe. Dadurch konnte mich danach selbst wesentlich realistischer einschätzen, was meine eigenen Bedürfnisse und meine damalige und heutige Leistungsfähigkeit angeht. Manchmal kommt man dadurch auch zu der Erkenntnis, dass es für manche Schritte noch zu früh und mehr Geduld mit sich selber nötig ist. Das kann so im ersten Elan, der durch die Freude über die überstandene schwere Phase entsteht, doch etwas untergehen. Oder es tun sich neue Möglichkeiten und Wege auf, sowohl organisatorisch als auch inhaltlich, an die man vorher noch gar nicht gedacht hat.

Außerdem gibt es in einem Workshop ein wichtiges Coaching, um mögliche Fettnäpfchen und Fallstricke bei Bewerbungen mit Einschränkungen/Schwerbehinderung möglichst zu vermeiden!

Gut finde ich auch, dass Ideen der Teilnehmer*innen in die Programmgestaltung für das nächste Jahr eingeflossen sind.

Wie ging es für Dich nach den Workshops weiter?

Danach habe ich mich erst einmal auf meine weitere Behandlung konzentriert, mich um einschränkende Begleiterscheinungen wie Erschöpfungszustände (Fatigue) gekümmert und plane, dieses Jahr an einer Weiterbildung teilzunehmen. Darauf bin ich sehr gespannt.

Was wünscht Du Dir von deinem (zukünftigen) Arbeitgeber? Welche Rahmenbedingungen benötigst Du am Arbeitsplatz?

Zuallererst einen Arbeitgeber, der bereit ist, die Potentiale von Mitarbeiter*innen mit Einschränkungen/Schwerbehinderung zu erkennen und darauf mit flexiblen Modellen (z. B. Arbeitszeit, Anwesenheit, ergonomische Anpassungen) zu reagieren oder deren Entwicklung zu fördern. Krebserkrankte haben aufgrund ihrer Belastbarkeitseinschränkungen oft ganz spezifische Leistungsspitzen und Tiefs und können erstere viel besser ausschöpfen, wenn darauf Rücksicht genommen wird (z. B. durch eine Mischung aus Präsenzzeiten und der Arbeit von zuhause aus).

Home-Office als flexibles Arbeitsmodell für Krebsüberlebende        Foto: StockSnap / Pixabay

Dann natürlich Kollegen, die Verständnis für diese spezielle Situation mitbringen und dauerhaft damit umgehen können. Denn eine gute und damit produktive Arbeitsatmosphäre ist am Allerwichtigsten, damit der Wiedereinstieg gelingen kann.

Die eigenen Bedürfnisse dabei konstruktiv und effektiv so zu kommunizieren, dass die Sensibilität der anderen langfristig erhalten bleibt, ist allerdings nicht einfach und die Einforderung von Teilhabe, nicht nur im Berufsleben — sondern in allen gesellschaftlichen Bereichen — eine weitreichende und längerfristige Aufgabe!

Mir ist inzwischen auch aufgefallen, dass viele Weiterbildungsmaßnahmen für Menschen mit Behinderungen für Krebserkrankte gar nicht in Frage kommen, da sie nicht in Teilzeit oder in flexiblen Modulen angeboten werden und so nicht zu bewältigen sind.

Hier Abhilfe zu schaffen und neue, passende Angebote zu entwickeln, muss eine ganz wichtige Aufgabe der beruflichen (Weiter-)bildung/Rehabilitation werden. Sonst geht hier unglaublich viel Potenzial und Engagement verloren, das Betroffene sehr gerne ins Berufsleben einbringen würden!

Schön wäre es, wenn Inklusion und Teilhabe eines Tages in unserer Gesellschaft so fest und umfassend verankert sind, dass eine öffentliche Diskussion darüber gar nicht mehr nötig ist.

Was möchtest Du unseren Leser*innen sonst noch auf den Weg geben?

Eine Krebsdiagnose und die damit verbundene Therapie sind ein tiefer Einschnitt ins bisherige Leben und stellen es häufig völlig auf den Kopf. Der Kopfstand bietet aber auch durchaus neue Perspektiven! Also, wenn es Euch Eure Verfassung wieder erlaubt, igelt Euch nicht ein, sondern sucht nach Hilfsangeboten!

Die ZinsA-Workshops können da ein wichtiger Schritt sein. Es hilft sehr, sich zeitig zu vernetzen, auszutauschen und neue Kontakte zu knüpfen. Hier in Berlin gibt es dafür zahlreiche Möglichkeiten. Seid bitte nicht frustriert oder entmutigt, wenn einiges nicht auf Anhieb klappt, länger dauert oder nicht (mehr) möglich ist. Schaut, was es für Alternativen gibt. Was ihr bisher bereits geschafft habt, um Eure Krankheit zu bewältigen, ist eine ungeheure Leistung. Ich drücke Euch für Euren weiteren Weg ganz fest die Daumen!

„Eine Krebsdiagnose stellt das Leben auf den Kopf. Der Kopfstand bietet aber auch durchaus neue Perspektiven!“     Foto: TheusiNo/Pixabay
 

Ausführliche Informationen zur Workshop-Reihe „Zurück ins Arbeitsleben nach Krebs“ (ZinsA) und Links zur Anmeldung findet Ihr hier und in unserem Flyer.

Dieser Beitrag wurde bereits in anderer Form 2021 veröffentlicht. Wir haben ihn leicht redigiert und auf den neuesten Stand gebracht.

Es gibt mehr zu entdecken

Über uns

Jahresrückblick und Spendenaufruf

Wiedereinstieg ins Arbeitsleben nach Krebs: unser Fokus 2022 Im Rahmen der bundesweiten CARES Studie schulten wir Berater*innen von Krebsberatungsstellen über die Herausforderungen und Hilfsangebote beim

Du möchtest mit uns in Kontakt treten?

Schick uns eine Email.

zueck-_MG_4491

Regelmäßige Updates erhalten

Abonniere unseren Newsletter